Thursday, April 20, 2006

Todeszug Quijarro-Santa Cruz


Das war die wohl zugigste Zugfahrt meines bisher eher unzugigen Lebens. Um 11 Uhr morgens in das nur mit Bolivianern vollgestopfte Stahlross gestiegen in Quijarro, einer dubiosen bolivianischen Kleinstadt an der Grenze zu Brasilien, ich war der einzige Gringo an Bord. Erst hab ich noch einen schönen Doppelsitz für mich alleine ergattern können, doch der Schaffner verfrachtete mich neben einen Typen, der einfach zu fett war und 3/4tel des Platzes brauchte.
Der Zug blieb immer wieder mal für kürzere oder längere Zeit stehen, aus welchen Gründen auch immer und in diesen Pausen liefen Kinder durch die Abteils und verkauften "Jugo de Manzanilla"(Appelsaft), "Pollo,Pollo Frito Pollo!!!!!"(Hühnchen mit Reis und Kartoffeln) und Getränke. Das Essen schmeckt echt super, es wird völlig zu unrecht von den meisten Touris gemieden("öhh ich will nicht wieder Dünnschiss kriegen"). In der Nacht dann hat jeder irgendwie versucht zu schlafen, doch Platz war knapp und es war auch nicht gerade gemütlich. Ich hab dann zwischen den Sitzen auf dem Boden geschlafen. Irgendwann ist der Zug dann stehengeblieben und für eine Ewigkeit nicht weitergefahren, ca. 3 Stunden nicht. Ich konnte in der Zeit nicht schlafen und ich war nervös.
Am nächsten Tag stieg dann ein Mann mit einer Umhängetasche zu. Er fing an zu sprechen. Dazu muss ich sagen,das spanisch für mich immer noch eine Sprache ist, bei der ich mich konzentrieren muss um sie zu verstehen und zu sprechen, nicht wie englisch mittlerweile. Wie der Kerl redete,alter Schwede.Das hörte sich an, als würde er eine Revolte planen und den Zugabteil für seinen Staatsstreich für sich gewinnen wollen.Als er fertig war,rief ich sogar: "Genau,hängt die Schweine,auf zum Palast!"
Doch letzendlich hat er nur Rheumasalbe verkauft.Mach das mal in Deutschland,die Rentner würden dich steinigen und deinen toten Körper demonstrativ durch Bad Segeberg schleiffen.

No comments: